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Wo Wind und Wellen sind – Windsurfer Leon Jamaer

Vom Hobby zum Beruf – Interview mit dem Kieler Windsurfer Leon Jamaer

Windsurfen – eine Trendsportart, die vor 50 Jahren ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte und inzwischen weltweit etabliert ist. Die Mischung aus Wellenreiten und Segeln begeisterte Mitte der achtziger Jahre knapp 3 Millionen Surfer – und es werden immer mehr. Wer selbst in der Szene der Windsurfer unterwegs ist, kennt Leon Jamaer bereits aus Social-Media-Kanälen oder Magazinen. Der gebürtige Kieler ist Deutschlands Windsurf-Ass in der Disziplin Wellenreiten und konkurriert mit den besten Surfern der ganzen Welt. Es gibt kaum Orte, wo der 30-Jährige noch nicht auf dem Brett stand, doch eines ist sicher: Die Reise nach ganz oben geht weiter.

Was hat dich dazu inspiriert, mit dem Windsurfen anzufangen?

Mein ältester Bruder nahm mich mit nach Laboe und zeigte mir die ersten Schritte des Windsurfens, als ich zehn Jahre alt war. Ich war so von der Sportart begeistert, dass ich als Jugendlicher so oft wie möglich an den Strand ging, um Wellen zu reiten.

Für deinen Bruder blieb es ein Hobby, doch bei dir ging es dann schnell in Richtung Profikarriere?

Wir haben uns gegenseitig gepusht und später gemeinsam an kleineren Wettkämpfen teilgenommen. Beide hatten wir unseren Fokus auf den Sport gelegt; doch während des Studiums hat sich mein Bruder mehr auf das Studium konzentriert, und ich erzielte bessere Wettkampfergebnisse. Ich war jünger und hatte mehr Zeit zu trainieren. Aufgrund der ersten Erfolge erhielt ich Sponsorenverträge, so dass ich das Windsurfen professionell betreiben konnte.

Warum hast du Englisch und Sport auf Lehramt studiert, wenn dir eine aussichtsreiche Karriere als Windsurfer bevorstand?

Anderen etwas beizubringen, ist ein Job, der mir Spaß macht. Er ist abwechslungsreich, anspruchsvoll, herausfordernd und gibt mir die Möglichkeit, in meiner Heimat zu bleiben. Spaß am Sport hatte ich sowieso, und durch das viele Reisen haben sich meine Englischkenntnisse wesentlich verbessert. Deshalb entschied ich mich für diese Kombination des Lehramtsstudiums.

Wie hast du Studium und Windsurfen unter einen Hut bekommen?

„Aktiv sein“ – lautet die Zauberformel. Wichtig war, dass ich das Studium nicht aus den Augen verliere. Parallel dazu musste ich die Freiheiten nutzen, um aufs Wasser zu kommen und zu üben – es ist nicht immer einfach, aber große Probleme hatte ich bisher nie. Meinen Bachelor habe ich nun in der Tasche und strebe nun den Masterabschluss in Sport und Englisch an.

Wo siehst du dich im Jahr 2030?

Es kann sein, dass ich noch als Profisportler on Tour bin oder bereits als Lehrer arbeite; noch gibt es keinen konkreten Plan und den möchte ich jetzt auch noch nicht schmieden, doch es könnte sein, dass es eine Kombination aus Windsurfen und Lehrer sein wird.

Wie finanzierst du deinen Lebensunterhalt und sämtliche Materialien?

Wenn man gute Ergebnisse erzielt, werden Sponsoren aufmerksam und bieten eine Zusammenarbeit an. So war es bei mir. Später erhielt ich zusätzlich ein Reisebudget von meinen Sponsoren, sodass ich an vielen Wettkämpfen teilnehmen konnte. Dazu zählen Neilpryde, JP Australia, GP Joule, K4 Fins und Mercedes-Benz. Das Verhältnis zu den Sponsoren ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen: Man selbst sorgt für das Marketing und bekommt als Gegenleistung eine finanzielle Unterstützung oder Materialien.

Gibt es Nachteile als Profi-Sportler?

Wind und Wetter lassen sich schwer planen, so wie die Reisen zu den jeweiligen Wettkämpfen. Ein Nachteil ist also, dass ich keinen geregelten Alltag habe, was manchmal stressig sein kann. Ein weiterer Nachteil sind wichtige Termine, zum Beispiel Geburtstage, die ich aufgrund einer Reise dann leider absagen muss. Von Freunden und der Familie bin ich oft getrennt, doch umso mehr freue ich mich auf das Wiedersehen.

Was begeistert dich am meisten am Windsurfen?

Dieses Gefühl auf der Welle ist einfach unbeschreiblich, wie sie einen mitreißt und man über das Wasser gleitet. Bei dieser Sportart darf ich Entscheidungen treffen, und niemand sagt mir, wie bestimmte Tricks zu machen sind. Außerdem bin ich viel unterwegs und komme manchmal an Orte, die keine typischen Reiseziele sind. Dafür bin ich sehr dankbar.

Hast du ein Ritual bevor ein Wettkampf startet?

Ich surfe weit raus und tauche ins Meer ein, so kann ich abschalten und die Ruhe vorm Sturm genießen.

Welchen Tipp würdest du Windsurf-Anfängern mit auf den Weg geben?

Niemals aufgeben! Windsurfen ist nicht einfach zu erlernen, und da gilt es durchzuhalten. Wichtig ist auch, dass man ein Gefühl für Wind und dem Segel entwickelt. Im Großen und Ganzen sollte man immer auf sein Bauchgefühl hören.

TEXT Laura Hasl
FOTO Thomas Burplies

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