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Schule gegen Hausmeister – oder: Alle fürs Klima

Lehrerin Leonie Engels und Hausmeister Jan Jungjohann über die Teilnahme der FTS am Stadtradeln in Nordfriesland

Leonie Engels, Lehrkraft für Mathematik und Wirtschaft/Politik, ist seit drei Jahren als Lehrkraft an der FTS Husum tätig; Jan Jungjohann seit zwölf Jahren als Hausmeister angestellt. Beide verbindet eine Leidenschaft: das Radfahren. Kein Wunder also, dass das Stadtradeln ihre Herzen höher schlagen lässt. Neben weiteren Städten aus dem Kreis Nordfriesland nahm auch Husum wieder an dem Wettbewerb Stadtradeln des Klima-Bündnis e. V. aus Frankfurt teil. Was die beiden motiviert, bei der beliebten Radfahrkampagne mitzumachen, wie oft Jan Jungjohann bereits mit seiner Familie gewonnen hat und was sich Leonie Engels für die Zukunft des Stadtradelns und die Schülerinnen und Schüler wünscht, erzählen die beiden im Interview.

DIGI:BO: Stadtradeln in Nordfriesland – was hat es damit auf sich und wie sind Sie darauf gekommen, mitzumachen?

Leonie Engels: Nachdem wir vom Kreis Nordfriesland die Info erhalten haben, dass das Stadtradeln auch dieses Jahr wieder stattfindet, habe ich zum ersten Mal mitgemacht. Denn seit Anfang des Jahres fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule. Ich dachte, der Wettbewerb wäre die ideale Möglichkeit, um das Ganze im Kollegium zu verbreiten und zu schauen, wie viele Kilometer wir gemeinsam schaffen. Ich habe jetzt aber im Laufe der Ausübung festgestellt, dass die ganze Aktion prima auf die Schülerinnen und Schüler ausgeweitet werden könnte, denn sehr viele von ihnen fahren mit dem Fahrrad zur Schule. Es wäre toll, nächstes Jahr könnten Lehrkräfte und Klassen gemeinsam Kilometer machen.

Jan Jungjohann: Meine Familie und ich machen seit 2014 als Familienteam beim Stadtradeln mit. Mittlerweile haben wir, was die durchschnittlich gefahrenen Kilometer angeht, dreimal gewonnen. Und vorletztes Jahr waren wir Dritter. Dieses Jahr war das Wetter leider nicht so prickelnd und manchmal passt der Zeitraum nicht, so dass man dann doch mal Termine mit dem Auto wahrnehmen muss. Die Veranstalter legen den Zeitraum von 21 Tagen fest und wenn es dann zufällig stürmt und regnet, macht man auch mal weniger Extratouren. Zur Schule fahre ich täglich mit dem Fahrrad. Etwa 3.000 Kilometer fahre ich im Jahr, also mit reiner Muskelkraft. Der Familie macht es Spaß und es ist gut für das Klima – beides eine gute Motivation, um ehrgeizig an die Sache heranzugehen. Als meine Kinder noch lütt waren und wir das erste Jahr gewonnen haben, hat man sogar noch einen Preis erhalten und wurde ins Rathaus eingeladen. Seitdem sind wir jedes Mal aktiv dabei.

Was motiviert euch zur Teilnahme?

Engels: Der Wettbewerbsgedanke ist ganz klar auch ein Motivationsfaktor. Einmal hat man intern das Ranking, wer aus unserer FTS-Gruppe wie viele Kilometer gefahren ist. Und das motiviert dann auch, öfter mit dem Fahrrad zum Einkaufen zu fahren. Zum anderen kann man die Ergebnisse der Stadt Husum einsehen – auch die von anderen Institutionen, die beteiligt sind und sich damit messen. Es ist nicht so einfach zu vergleichen, da es ganz unterschiedliche Teilnehmerzahlen sind, aber es ist dennoch interessant.

Inwiefern motiviert Sie die Selbstfürsorge?

Jungjohann: Die körperliche Fürsorge motiviert auf jeden Fall, denn Radfahren ist ja Sport. Und das Stadtradeln entfacht den Ehrgeiz, immer noch mehr Kilometer zu schaffen und wieder zu gewinnen. Meine Eltern wohnen in Gettorf. Aus einem Besuch wird für uns meistens eine Radtour, sodass wir mal eben 160 Kilometer machen, wenn wir hin und zurück fahren. Aber ich fahre zwischendurch auch mal Rennrad. Meine Frau hat inzwischen ein E-Bike. Wir verbinden auch unsere Urlaube mit dem Radfahren. Vorletztes Jahr sind wir die Boxenstopp-Route gefahren, dabei ist man täglich 50 bis 70 Kilometer von Hotel zu Hotel gefahren und so schafft man binnen sechs Tagen 360 Kilometer. Wir sind keine Strandlieger, sondern erkunden lieber unsere Umgebung und entdecken Routen fernab der Straßen. So sieht man einfach viel mehr von seiner Umwelt als mit dem Auto.

Wie kommt das Radfahren beim Kollegium an?

Engels: Die Aktion fand auf freiwilliger Basis statt, doch es haben sich viele eingetragen. Am Ende waren wir 18 Lehrkräfte, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Schule kamen oder andere Wege mit dem Rad fuhren. Ein schöner Nebeneffekt war, dass wir Termine, die außerhalb des Schulvormittags schulisch bedingt stattfanden, ebenso zusammen mit dem Fahrrad bestritten haben und das gemeinsame Radfahren über die drei Wochen des Stadtradelns hinaus gewirkt hat.

Ist das ein Thema, das auf die Schulkinder ausgeweitet werden soll?

Jungjohann: Wenn Schülerinnen und Schüler mit Lehrkräften Fahrrad fahren, muss immer  mindestens eine Lehrkraft einen Fahrradführerschein besitzen. Fahrradtouren stärken auf jeden Fall die Gemeinschaft. Das Tolle an gemeinsamen Fahrradtouren ist auch das Entdecken. So findet man Ecken und Wege, die man vorher gar nicht kannte. Geeignete Apps helfen dabei, schöne Wege fernab der Straßen zu finden und das bringt richtig Freude. Die Schule hat auch eine interne Fahrradwerkstatt, die von Herrn Christiansen geleitet wird und den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, selbstständig an ihrem Fahrrad zu basteln und es zu reparieren. Ich persönlich kann mein Fahrrad bis auf die letzte Schraube auseinander- und wieder zusammenbauen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man das kann und nicht jedes Mal eine Werkstatt benötigt und Geld ausgeben muss.

Engels: Von Seiten der Schule haben wir das Stadtradeln noch nicht mit den Schülerinnen und Schülern geplant, aber nachdem der Wettbewerb so positiv verlief, überlegen wir, nächstes Jahr auch die Schulkinder mit ins Boot zu holen, um die Schulgemeinschaft zu stärken und das Wir-Gefühl in den Fokus zu rücken. Der Wettbewerbsgedanke darf natürlich auch eine Rolle spielen, damit alle engagiert und motiviert sind. Ich würde mich freuen, wenn wir nächstes Jahr richtig viele Schülerinnen und Schüler gewinnen können, um bei dem Projekt dann ordentlich Kilometer zu reißen – und um den Hausmeister zu schlagen (lacht).

Jungjohann: Genau – Schule gegen Hausmeister (lacht).

TEXT Kristina Krijom / Markus Till
FOTO Mubarak Bacondo

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