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Vom Mut, sich neu zu orientieren …

Die gebürtige Dithmarscherin wechselte nicht nur ihren Beruf, sondern tauschte auch eine unbefristete Stelle gegen eine befristete. Diesen Schritt hat sie nie bereut. Doch von Anfang an …

Tausche Sicherheit gegen Neubeginn

Nach ihrem Realschulabschluss begann Meike eine Lehre zur Steuerfachgehilfin und absolvierte zusätzlich eine Ausbildung als Bilanzbuchhalterin. „Heute stehen jungen Menschen so viele berufliche Wege offen, dass manche überfordert sind. Als Tochter von Landwirten entschied vor allem die mangelnde Infrastruktur über meine Lehrstelle, denn sie musste mit dem Fahrrad erreichbar sein“, erinnert sie sich.

Vom Mut, sich neu zu orientieren …

Die gebürtige Dithmarscherin wechselte nicht nur ihren Beruf, sondern tauschte auch eine unbefristete Stelle gegen eine befristete. Diesen Schritt hat sie nie bereut. Doch von Anfang an …

Tausche Sicherheit gegen Neubeginn

Nach ihrem Realschulabschluss begann Meike eine Lehre zur Steuerfachgehilfin und absolvierte zusätzlich eine Ausbildung als Bilanzbuchhalterin. „Heute stehen jungen Menschen so viele berufliche Wege offen, dass manche überfordert sind. Als Tochter von Landwirten entschied vor allem die mangelnde Infrastruktur über meine Lehrstelle, denn sie musste mit dem Fahrrad erreichbar sein“, erinnert sie sich. Nach sechs Jahren in einer Steuerkanzlei wagte sie den Schritt in die Industrie. Ihre Eltern hatten zunächst wenig Verständnis dafür, dass sie eine unbefristete Stelle beim Steuerberater gegen eine befristete Stelle in der Industrie tauschte. „Als sie dann sahen, dass ich meinen Weg gehe und die Stelle nach einem halben Jahr entfristet wurde, waren sie erleichtert. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis und brachte die Erkenntnis: Auch meine Söhne werden ihre eigenen Entscheidungen treffen." Meike ist stolz auf die beiden: Zwar schlugen sie ebenfalls nicht auf Anhieb den für sie idealen beruflichen Weg ein, zogen aber dennoch rechtzeitig die Bremse und fanden ihn schließlich. „Die Zeiten haben sich geändert und die eine Generation kann die beruflichen Herausforderungen der folgenden nicht gänzlich überblicken. Daher sollte man darauf achten, wie man Tipps formuliert, sollte veränderte Ziele und Werte akzeptieren und Freiheiten lassen“, ist sich Meike sicher.

Wenn Mut zur Veränderung belohnt wird

Heute arbeitet Meike als Assistentin in der Produktion und Technik bei TotalEnergies in Brunsbüttel und ist außerdem Betriebsrätin. Da sie den Umgang mit Menschen und organisatorische Tätigkeiten miteinander verbinden könne, sei ihr die Stelle wie auf den Leib geschnitten.

Neue Generation, neue Visionen, neue Herausforderungen

Meike selbst gehört noch zu jener Generation, die sich als leistungsorientiert definiert; mit manchen Neuerungen wie der Idee der ‚Work-Life-Balance' sowie der mobilen Arbeit tue sie sich daher eher schwer. Doch sei ihr der Dialog mit jungen Menschen stets wichtig und der Austausch für beide Seiten stets bereichernd. „Meine Söhne sind 27 und 25 Jahre alt, aber auch als Betriebsrätin habe ich Kontakt zu jungen Menschen und merke, dass die junge Generation anders denkt. Diese jungen Leute möchten nicht mehr auf das Haus sparen oder erachten es als unrealistisch, sodass sie mehr Wert auf Reisen, Flexibilität oder Work-Life-Balance legen. Außerdem sehen sich Schulabsolventen heutzutage mit einer unüberschaubaren Zahl an beruflichen Möglichkeiten konfrontiert. Bei so einer Auswahl kann es einem schwer fallen, sich für einen Weg zu entscheiden. Ich hatte früher keine große Wahl, das hat den Findungsprozess vereinfacht.“

Die Segel frisch gesetzt

Ihr jüngerer Sohn habe nach seinem Realschulabschluss zunächst das Abitur angestrebt, doch nach einem halben Jahr gemerkt, dass er einen anderen Weg einschlagen möchte. So entschied er sich für eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik und arbeitet in diesem Bereich auch heute noch. Er hat diese Entscheidung bislang jedenfalls nicht bereut. „Das war unsere erste elterliche Erfahrung, als unser Kind falsch abbog und so auf den für sich erst einmal richtigen Weg kam. Wir haben immer gesagt, ihr könnt falsch abbiegen, nur wäre es schön, ihr merkt es rechtzeitig, bevor ihr euch quält. Oft sind Negativerfahrungen oder Umwege keineswegs Sackgassen, sondern bieten die Chance, daran zu wachsen. In dem Moment, in dem einem das Kind mitteilt, dass es beruflich falsch abgebogen ist, fragt man sich als Eltern natürlich schon: Und nun?“ Erleichtert stellten Meike und ihr Mann fest, dass die Söhne ihre jeweilige Überbrückungszeit dafür nutzten, um sich ihres eigentlichen beruflichen Wunsches bewusst zu werden, sich zu informieren und Praktika zu absolvieren.

Im zweiten Anlauf zum Wunschberuf

Meikes älterer Sohn absolvierte nach seinem Abitur zunächst eine Schlosserlehre. Daraufhin entschied er sich für ein duales Studium Verfahrenstechnik, da ihn der Fachbereich bereits am Gymnasium interessierte. Nach zwei Monaten dann die Erkenntnis, dass dieser Studiengang nicht der richtige für ihn war. „Er hatte Glück und einen tollen Arbeitgeber, der froh war, dass er es so schnell bemerkte. Noch heute stehen sie in Kontakt. Das ist auch das, was ich meinen Kindern stets mitgeben wollte: Wenn ihr geht, dann so, dass man sich immer wieder in die Augen blicken kann.“ Die kurze Auszeit brachte dem Sohn die Erkenntnis, was ihn wirklich ‚ruft’: das Studium der Agrarwissenschaften. Diesen Sommer schließt er sein Studium ab und hat durch einen Semesterferienjob sogar die Zusage für eine feste Arbeitsstelle. Seinen Master möchte er parallel absolvieren.

Erkenntnisreiche Berufsorientierung

„Falsch abbiegen ist gar nicht falsch. Als Eltern wollen wir, dass unsere Kinder eigene Entscheidungen treffen können. Dann machen sie dies sogar und wir müssen damit umgehen.” Für ihre Söhne wünscht sich Meike, dass sie in ihrem Berufsleben, immer den gerade richtigen Weg finden. Sie werden sich in dieser Zeit sicherlich öfter verändern müssen und auch wollen. Mit der Berufsorientierung an der Schule waren beide stets zufrieden; doch den Schlüssel sieht Meike in den zahlreichen zusätzlichen Praktika, die ihre Kinder neben den schulischen Pflichtpraktika absolvierten. „Das hat ihnen dabei geholfen, ihrem Berufswunsch näher zu kommen und zu erfahren, welche Tätigkeiten ihnen liegen und welche weniger. Praktika kann man nie genug ablegen! Durch ihre Arbeit im Betriebsrat von TotalEnergies weiß Meike, dass auch Arbeitgeber diese zu schätzen wissen - ebenso wie ein im Zeugnis erwähntes gutes Sozialverhalten. „Manche engagieren sich sogar sozial, zum Beispiel in der Jugendfeuerwehr, als Sanitäter oder Bademeister. So etwas ist keine Voraussetzung, aber ich schätze es besonders, wenn sich junge Menschen etwas zutrauen.“ TEXT Kristina Krijom FOTO Sebastian Weimer
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Profil

Name
Meike
Mutter von
zwei Söhnen (25, 27)
Beruf
Assistentin in der Produktion und Technik bei TotalEnergies und Betriebsratsmitglied

Leitbild

„Mein Vater war viele Jahre lang Bürgermeister in einem 350-Seelen-Ort. In meiner Kindheit habe ich immer mitbekommen, wie er mit Bürgern in der guten Stube saß. Er war ein sehr aufgeschlossener und diplomatischer Mensch. Es hat mich beeindruckt und bewegt, wie gerne die Menschen zu uns nach Hause kamen und dass sie immer entspannter nach Hause gingen, als sie gekommen waren, da mein Vater ein offenes Ohr für ihre Sorgen hatte.“

Leitfaden

„Um sich ein konkretes Bild zu machen, sind Praktika meines Erachtens der wichtigste Baustein in der beruflichen Orientierung. Offenheit gehört auch dazu sowie die Akzeptanz, zu erkennen, wenn ein Beruf nicht zu einem passt und dann weiterzumachen, statt sich davon demotivieren zu lassen. Angesichts der heutigen Angebots- und Informationsflut ist es nicht einfach, das Richtige zu finden. Ich hoffe, die jungen Menschen trauen sich raus in die Welt und setzen sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen auseinander, lernen verschiedene Charaktere kennen und bauen so ihre Sozialkompetenz aus. Menschen sollten sich mit Menschen umgeben. Das halte ich im digitalen Zeitalter für wichtiger denn je!“

Elternblick

„Das Wichtigste ist auf der einen Seite, mit der Zeit mehr und mehr loszulassen und seinen Kindern etwas zuzutrauen. Dies bedeutet auch, Entscheidungen zu akzeptieren, die ihre und nicht unsere sind. Auf der anderen Seite sollten Kinder wissen, dass sie immer wieder zurückkommen können und wir ihnen als Eltern helfen, wenn sie in Not sind.“

Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung